Der Eingang von Kaorla e.V.

Geschichte des Vereins

Seit über 30 Jahren ist KAROLA fest im Karolinenviertel verankert – als stadtteilorientierte Einrichtung, die sich vor allem an Frauen und Mädchen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrungen richtet. Die zentrale Lage und die langjährige Arbeit verhalfen KAROLA nicht nur zu einem großen Bekanntheitsgrad, sondern auch zu viel Anerkennung aus der Bevölkerung.

80er-Jahre

Anders als heute, war das Karolinenviertel in den 80er Jahren ein stark migrantisch geprägter Stadtteil. 1984 wurde der Verein KAROLA zunächst unter dem Namen „Internationaler Treffpunkt Karolinenstraße e.V.“ gegründet. Ziel des Vereins war es, ein nachbarschaftliches Miteinander zu fördern und gesellschaftliche Benachteiligungen zu bekämpfen.
1987 bezog der Verein einen kleinen Raum in der Markstraße 119. Anfangs nutzten diesen vor allem auch türkische Familien als Treffpunkt. Eine von der Kirche angestellte deutsch-türkische Sozialarbeiterin arbeitete dort halbtags. Das Angebot bestand hauptsächlich aus Sozialberatung, Alphabetisierungs- und Deutschkursen. Darüber hinaus wurde der Raum für Nachbarschaftstreffen genutzt.

90er-Jahre

Etwa ein Fünftel der Bevölkerung im Karo-Viertel stammte aus Jugoslawien, darunter viele serbische Rom*nja. Durch die Balkankriege in den 90er Jahren und die beständige Ausgrenzung in den ehemaligen Ostblock-Staaten, waren viele Rom*nja gezwungen ihr Land zu verlassen. Da sie in ostdeutschen Asylunterkünften häufig rassistischen Angriffen ausgesetzt waren, kamen viele Familien nach Hamburg. Hier hatten sie jedoch keinen Zugang zu Sozialleistungen oder Wohnraum. Im Karolinenviertel löste diese Situation erhebliche soziale Spannungen aus. Die Räume des Internationalen Treffpunkts wurden daraufhin als Vermittlungsraum für Nachbarschaftstreffen genutzt. So konnte der Verein dazu beitragen, Konflikte zu entschärfen.

Über eine Finanzierung vom Jugendamt wurde 1992 eine neue sozialpädagogische Stelle geschaffen. Dadurch konnte eine Romnja-Mädchengruppe aufgebaut werden, die bis heute ein wichtiges Fundament der Arbeit von KAROLA darstellt. Frauen, die früher Teil der Mädchengruppe waren, kommen bis heute mit ihren Familien und Kindern in die Beratung und sehen KAROLA als Raum des Vertrauens an.

Das Interesse von Frauen und Mädchen am Internationalen Treffpunkt wurde im Laufe der Zeit immer größer. Für Männer gab es eine Vielzahl an Gelegenheiten, sich am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu beteiligen. Für Frauen und Mädchen waren diese hingegen sehr beschränkt. Die Beratungs-, Bildungs- und Freizeitangebote im Internationalen Treffpunkt waren daher für viele Frauen und Mädchen erstmalig eine Möglichkeit, sich außerhalb der Familie zu treffen, andere Frauen kennen zu lernen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen.

Darauf folgte eine Umorientierung in der Zielgruppe, sodass KAROLA zu einem Ort speziell für Frauen und Mädchen wurde. 1997 beschloss die Mitgliederversammlung den Namen des Vereins in „KAROLA – Internationaler Treffpunkt für Frauen und Mädchen“ zu ändern.

Zu Beginn des darauffolgenden Jahres war KAROLA in Finanzierungsschwierigkeiten, da sowohl die kirchlichen als auch die Mittel aus dem Jugendhilfeausschuss des Bezirks Hamburg-Mitte wegbrachen. Die Mitarbeiterinnen und engagierten Frauen des Vereins führten die Arbeit daraufhin eigenverantwortlich und auf ehrenamtlicher Basis weiter. Nur durch erhebliche Bemühungen um die Einwerbung von Spenden- und Projektgeldern konnten Mädchengruppe, Sozialberatung und Deutsch/Integrationskurse in den folgenden Jahren aufrechterhalten werden.

2000er bis heute

Erst 2005 gelingt es KAROLA über EU-Projektförderungen wieder feste Stellen zu schaffen. Es konnten wieder Alphabetisierungskurse für Romnja angeboten werden, die gut angenommen und je nach Bedarf der Teilnehmerinnen im Laufe der Jahre weiterentwickelt wurden. Das Angebot im Bereich Grundbildung und Ausbildungsförderung wurde ausgebaut und eigene Unterrichtsmaterialien durch KAROLA entwickelt und veröffentlicht.

Im Jahr 2007 zieht KAROLA in neue Räumlichkeiten in der Beckstraße 2. Das Karo-Viertel und seine Bevölkerung haben sich seit Bestehen des Vereins fortwährend verändert. Doch trotz der Gentrifizierungsprozesse und der Bedrohung durch Abschiebungen leben auch heute noch viele Roma-Familien im Karo-Viertel und auf St. Pauli. Einige der Familien bringen KAROLA ein über Generationen gewachsenes Vertrauen entgegen.

Dies erfährt auch Anerkennung von öffentlicher Seite: 2013 wird KAROLA mit dem Max-Brauer-Preis für besondere Verdienste um das kulturelle, wissenschaftliche oder geistige Leben der Stadt Hamburg ausgezeichnet. Ein Jahr später feiert der Verein sein 30-jähriges Bestehen.

Trotz der weiterhin unsicheren Finanzierung und ohne institutionelle Förderung ist es KAROLA gelungen zu wachsen und sich weiterzuentwickeln.